Thursday, September 6, 2018

Scientology-Boss in Basels Promi-Himmel gewählt

Das Magazin «Who is Who» wählt jährlich die prominentesten Basler Persönlichkeiten. Die aktuelle Ausgabe überrascht und führt auch den umstrittenen Scientologen Patrick Schnidrig auf.

Das neunköpfige Komitee des prominenten Nachschlagewerks «Who is Who in Basel» hat entschieden und die 200 prominentesten Persönlichkeiten von Basel dieses Jahres auserkoren. Darunter sind FCB-Supertalent Breel Embolo, Miss- Schweiz-Kandidatin Monika Buser oder Roche-CEO Severin Schwan. Pikant: Auch der umstrittene Scientology-Kirchenchef Patrick Schnidrig ist auf der Liste vertreten. Genauso wie seine «Nemesis» Thomas Erlemann, der grösste Scientology-Bekämpfer der Stadt.
Erlemann seinerseits hat gemischte Gefühle zur Aufnahme in den Promi-Zirkel. «Einerseits freue ich mich natürlich», sagt er. «Andererseits ist es ein Skandal. Ein Scientologe hat auf dieser Liste meiner Meinung nach nichts verloren», betont er. «Er war selber nie in den Medien. Er hat nichts Positives für die Stadt Basel getan», so Erlemann weiter. Er habe seine Kritik zur Wahl bereits bei Herausgeber Fabian Schwarzenbach an der Afterparty im Hotel Les Trois Rois deponiert.
Wahl wurde hitzig diskutiert
Der Basler Medienwissenschaftler und Journalist Schwarzenbach löste im Sommer dieses Jahres den Gründer und bisherigen Herausgeber Eugen Baumgartner ab. Er kann die Reaktionen zur Wahl des Scientology-Chefs durchaus nachvollziehen. «Die Personalie Schnidrig wurde von der Jury bereits im Vorfeld hitzig diskutiert», sagt er. Einige aus Schwarzenbachs Umfeld denken, dass die ganze Angelegenheit dem Magazin schaden könnte. Nicht einmal er selber goutiert den Entscheid des Komitees.
Ausschlaggebend für die Wahl des «Sektenchefs» sei laut Schwarzenbach aber der aktuelle Konflikt im Iselin-Quartier. Zwar sei Schnidrig im Vergleich zu seinem grössten Gegner Erlemann nie gross in der Öffentlichkeit aufgetreten. «Er hat aber im Hintergrund die Fäden gezogen», so Schwarzenbach. «Er konnte die Regierung überzeugen, dass Scientology als eine religiöse Gemeinschaft definiert wurde», begründet Schwarzenbach.
Patrick Schnidrig war am Sonntag nicht für eine Reaktion zu erreichen.
Wie Uriella und Mike Shiva
Für Sektenexperte Georg Otto Schmid sind «Radikale auf Promi-Listen keine Neuheit». Als Beispiele nennt er Mike Shiva und Uriella. Medial könne er den Entscheid des Magazins zwar nachvollziehen. Ethisch sei es aber unhaltbar. «Ich würde Scientology-Mitglieder auf keinen Fall in so eine Wahl einbinden», so Schmid. Ein falscher Eindruck der öffentlichen Akzeptanz mache sich sonst breit und das sei gefährlich. Trotzdem habe er keine Bedenken, dass der «Sektentempel» im Iselinquartier nun mehr Zulauf kriegen werde.